Wasser in den Whisky?

Eine wichtige Frage des Whiskytrinkens, zu der es die unterschiedlichsten Meinungen gibt, ist die Frage, ob man Whisky (oder Rum) vor dem Trinken mit Wasser verdünnen soll oder nicht. Viele Whisky-Geniesser werden jetzt laut aufschreien und rufen: “Meinen edlen Single Malt Whisky werde ich doch nicht verdünnen!” Oder Whisky-Trinker, die sich als ganze Kerle verstehen, denken, dass sie Manns genug sind, auch fassstarke Destillate unverdünnt zu kippen.

Doch unter gewissen Umständen kann die Beimischung von Wasser durchaus sinnvoll sein und den Genuss noch verstärken.

Neben den Abfüllungen in Trinkstärke (40 – 46 %), gibt es auch Abfüllungen mit höherem Alkoholgehalt (Cask Strength, Fassstärke mit z.T. über 60%). Die Reduktion des hohen Alkoholgehalts soll Schärfe beim Riechen und Schmecken von Whisky reduzieren. Denn der hohe Alkoholgehalt betäubt die Geschmacksnerven und vermindert dadurch den Genuss (ebenso wie Eis im Whisky). Durch das sogenannte «Aufschliessen» des Whiskys können teilweise noch ganz andere Aromen im Whisky wahrgenommen werden, welche zuvor zum Beispiel fest hinter Rauch- und Torf versteckt waren. Kenner sagen auch, dass der Whisky wie «eine Blume aufgeht».

Manche Befürworter von Wasserzugabe sind der Meinung, man müsse nur wirkliche hochprozentige Spirituosen mit mehr als 50 % mit Wasser verdünnen. Andere behaupten, dass jeder Whisky erst dann im Mund so richtig zur Geltung gelange, wenn er dort mit nicht mehr als 20 % landet; dies sei die ideale Trinkstärke für den perfekten Genuss. Wieder andere sind davon überzeugt, dass stets wenige Tropfen Wasser ideal seien.

Letztlich muss jeder Geniesser selber ausprobieren und experimentieren: mit der Menge von zugegebenem Wasser, ob man das Wasser behutsam in das Glas träufelt oder hineingiesst, ob man das Glas dann kaum bewegt oder heftig schwenkt. Manche tröpfeln das Wasser mit einer Pipette ins Glas, damit die Wasserzugabe besonders behutsam ist und man nicht aus Versehen zuviel Wasser auf einmal in das Whiskyglas gibt. Ein Kaffeelöffel kann auch gute Dienste leisten, wenn keine Pipette zur Hand ist.

Man sollte aber ein paar Grundregeln beachten. Zum Beispiel kein Wasser mit Kohlensäure. Das hat zu viel Eigengeschmack und bringt zudem Unruhe ins Glas. Besser ist normales, nicht zu kalkhaltiges Leitungswasser oder ein gutes stilles Mineralwasser. Kohlensäurehaltiges Wasser macht den Whisky unruhig und beeinträchtigt den Genuss erheblich. Bedenke aber stets, dass Whisky mit mehr als 50 % Alkoholstärke eben oft eine betäubende Wirkung auf die Geschmacksrezeptoren hat. Gläser mit Eichstrichen helfen auch beim Verdünnen; dann kannst Du besser einschätzen, wie viel Wasser Du zugibst.

Idealerweise sollte mit wenigen Tropfen experimentiert werden, bis der persönlich perfekte Geschmack erreicht ist. Darüber hinaus sollten bei einem Whiskytasting ausschliesslich hierfür geeignete Nosing-Gläser zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel das Glencairn-Glas.

Echte Schotten würden ihren Whisky nie mit einem beliebigen Wasser verdünnen, sondern setzen auf heimisches mineralarmes Wasser. Abfüllungen hiervon sind auch in der Schweiz im Fach- und Versandhandel erhältlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

+ 39 = 44